Dienstag, 3. Oktober 2017

Von der Heiligkeit des menschlichen Lebens

Aus "Lewis Reise" von Per Olov Enquist, Seite 25

Ich fragte einmal ein paar Jugendliche, warum sie meinten, dass man keinen Menschen töten durfte. Es entstand zunächst ein Moment des Zögerns, vielleicht des Fragens, dann kamen die Antworten.

Man durfte nicht töten, weil… weil es verboten war. Gesetzlich verboten. War es also deshalb? Ja, es war gesetzlich verboten, und wenn man gegen das Gesetz verstieß, ka, man ins Gefängnis. Man sollte nicht gegen das Gesetz verstoßen. War es dann also richtig, wenn man als Strafe dafür hingerichtet wurde? Ja, wenn man in dieser Weise gegen das Gesetz verstoßen hatte. Andere Antworten? Einer sagte, es sei falsch, überhaupt lebende Wesen zu töten, besonders Hunde. Daraufhin war eine kurze Diskussion ausgebrochen: was ist ein "lebendes Wesen"; ein Regenwurm, eine Kuh: War eine Birke auch ein lebendes Wesen, konnte eine Birke leben und träumen?

Ich versuchte, die Diskussion wieder auf den Menschen zu lenken.

Das war falsch einen Menschen zu töten. Aber warum? Sie kamen mit Begründungen. Einige waren juristisch, andere ethisch. Nach einer Weile war die Diskussion verebbt.

Ich empfand eine Art Enttäuschung. Oder Leere. Ich hatte ihnen nicht das für mich Selbstverständlich gesagt: dass einen Menschen zu töten heißt, sich an der Heiligkeit des menschlichen Lebens zu vergehen


Der Mensch ist heilig.

Keine Kommentare: