Montag, 11. September 2017

Cecilia


Cecilia
In Potsdam hat fast jede Generation der preußischen Könige und Königinnen ein Haus hinterlassen, das an sie erinnert. Man erkennt an diesen Orten oft nicht nur die Person des Herrschers oder der Herrscherin, sondern auch den Geschmack einer ganzen Epoche. Natürlich waren die Royals stilbildend, was in besonderer Weise für ihre Frauen galt, denen es manchmal gelang, zu einer Idealfigur einer ganzen Generation aufzusteigen.

Ich habe bei unseren zwei Besuchen in Potsdam zwei dieser Frauen ganz vorsichtig zu verehren gelernt. Da ist zum einen die schöne Luise, die dem einfach lebenden König Friedrich Wilhelm III. angetraut war. Da ist aber auch – in diesem Jahr neu entdeckt – die ebenfalls sehr schöne Cecilia, die als letzte in der königlich-kaiserlichen Reihe ein nach ihr benanntes Schloss in Potsdam, Cecilienhof, bauen ließ, ein Schloss, in dem sie 28 Jahre leben, aber niemals mit einer Krone auf dem Kopf residieren durfte.


Cecilia war die Frau des Kronprinzen Wilhelm, der planmäßig seinem Vater Wilhelm II. auf den Thron folgen sollte. Bekanntlich dankte der Vater aber nach dem ersten Weltkrieg ab und lebte seitdem im holländischen Exil. Auch sein Sohn, der Kronprinz, zog mit in die Niederlande. Dagegen weigerte sich seine Frau Cecilia, die bei Kriegsende 32 Jahre alt war, mit ins Exil zu gehen. Sie blieb auf Schloss Cecilienhof wohnen, zusammen mit ihren sechs teilweise noch ganz kleinen Kindern.

Ihr Schwiegervater kam nie mehr aus Holland zurück und starb dort hochbetagt im Jahre 1941. Ihr Ehemann Wilhelm jr. dagegen kehrte fünf Jahre nach dem Krieg nach Berlin zurück und versuchte, in der deutschen Politik Fuß zu fassen, was aber großenteils am Widerstand seines Vaters scheiterte. Auch bei seiner Frau war er nicht besonders willkommen, die beiden kamen nie wieder richtig zusammen, nachdem Wilhelm als Weiberheld bekannt wurde und eine Reihe von Affären hatte.

Immerhin konnte Cecilia bis zum Ende des Zweiten Weltkrieg in ihrem Schloss wohnen bleiben. Sie hatte es während des ersten Weltkrieges nach eigenen Plänen im englischen Landhausstil errichten lassen. Cecilia musste im Februar 1945 vor den heranrückenden Soldaten der Roten Armee nach Westdeutschland fliehen.

Ihr im Krieg unbeschädigt gebliebenes Schloss wurde dann im Juli 1945 zum Tagungsort für die Potsdamer Konferenz und auf diesem Weg weltberühmt. Stalin, Truman und Churchill ließen sich im Garten des Cecilienhofes ablichten und am großen Konferenztisch, der heute noch so steht wie 1945. Churchill wurde vor dem zweiten Teil der Konferenz abgewählt, Attlee nahm seinen Platz ein.

Zu dieser Zeit lebte Cecilia teilweise in recht ärmlichen Verhältnissen in Bayern und starb dort 1954. Da war sie 68 Jahre alt.

Die Bilder zeigen sie als dunkelhaarige, manchmal etwas verschleiert blickende Schönheit, ein Frauentyp, von dem man spontan meint, ihm schon einmal begegnet zu sein. Das ist vielleicht auch richtig, denn Cäcilia hat einladend gewirkt, ihren Typ zu imitieren, besonders was das Tragen großer Hüte betraf.


Sie war auf einem der schönsten Schlösser Deutschlands in Schwerin geboren worden, Tochter einer etwas skandalumwitterten russischen Großfürstin, einer Enkelin des Zaren Nikolaus I., und hatte an ihrem Lebensende nicht viel mehr als eine Wohnung im allerdings noblen Stuttgarter Viertel Frauenkopf.

Ihren ältesten Sohn Wilhelm (er wäre Wilhelm IV. geworden) hat sie im zweiten Weltkrieg verloren, als Soldat in Frankreich, ihr zweiter Sohn Louis Ferdinand war bis zu seinem Tod 1994 offizielles Oberhaupt des Hauses Hohenzollern und wäre wieder König oder Kaiser geworden, wenn die Monarchie zurückgekommen wäre. 

Ich habe sein lächelndes Gesicht manchmal im Fernsehen gesehen und die Sicherheit gewonnen, dass dieser freundliche Mensch niemals Anstrengungen machen würde, seinen Posten zurück zu bekommen..

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