Sonntag, 8. Juni 2014

Sommersprossiges Gotteslob


Während  eines Sommerurlaubs an der Küste las uns eine englische Freundin das Gedicht von der gefleckten Schönheit „Pied Beauty“ vor. Ich habe eine lebendige Erinnerung an ihr sommersprossiges Gesicht, das die gescheckte Natur aller Gottesschöpfung aufs Beste repräsentierte.  


Pied Beauty

Glory be to God for dappled things -
For skies of couple-colour as a brinded cow;
For rose-moles all in stipple upon trout that swim;
Fresh-firecoal chestnut-falls; finches´ wings;
Landscape plotted and pieced - fold, fallow and plough;
And all trades, their gear and tackle and trim.

All things counter, original, spare, strange;
Whatever is fickle, freckled (who knows how?)
With swift, slow; sweet, sour; adazzle, dim;
He fathers-forth whose beauty is past change: Praise him.

 
Meine Übersetzung:



Gefleckte Schönheit

Ehre sei Gott für alles Gesprenkelte -
Für paarfarbige Himmel wie eine scheckige Kuh;
für rosa Tüpfelmale auf silbernen Forellen;
Weiß, Schwarz und Rot der Glut, Kastanien-Herbste; Finkenflügel;
Landschaften zerschnitten und geflickt - Kante, Brache und Furche;


und alles Gewerbe, sein Getriebe, Gerät und Gestell.
Alles was sich widersetzt, alles Echte, Überflüssige, Fremde;
Was immer sprunghaft, sommersprossenfleckig auf seine Art,
Was schnell geht, langsam; süß, sauer; hell blendet, verfinstert;
Er zeugt es alles fort, dessen Schönheit jenseits allen Wechsels ist: Preist ihn.

 


Gerard Manley Hopkins wurde nur 45 Jahre alt und starb heute vor 125 Jahren am 8. Juni 1889. Wie Vincent van Gogh, der fast gleichzeitig, von 1853 bis 1890, lebte, wurde auch Hopkins erst nach seinem Tode bekannt. Seine Gedichte erschienen erstmals 1918 im Druck.

Hopkins wurde in Essex in einer anglikanischen Familie geboren, konvertierte zum katholischen Glauben, wurde Priester und starb als College-Dozent für Griechisch in Dublin.

Er muss Zeiten tiefer Einsamkeit und seelischer Nacht durchlitten haben. Sein Gedicht I wake and feel the fell of dark spricht in erschütternder Weise davon. Aber auch über das Ende der Nacht und ihre Überwindung schreibt er (My own heart let me more have pity on).

Am berühmtesten und sicherlich auch schönsten sind die Gedichte, in denen er das Lob Gottes aus allem, was erschaffen ist, hervorbrechen lässt. As kingfisher catch fire ist ein Gedicht, das mit dem Blau der Eisvögel beginnt und am Ende Christus in Tausenden von Gesichtern wiederfindet. Unser obiges Pied Beauty preist die sommersprossige Schönheit aller Dinge, deren wunderbar buntscheckiges Wesen nur eine Folgerung zulässt, mit der dann auch das Gedicht schließt: praise him!

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