Samstag, 14. September 2013

Die größte Moschee der Türkei






Sabancı-Moschee in Adana 
Einen der unerwarteten Höhepunkte unserer Reise hätten wir um ein Haar verpasst: die Sabancı -Zentral-Moschee in Adana. Sie ist die größte Moschee der Türkei. Vermutlich gehört sie außerdem zu dem Dutzend der größten Moscheen der Welt, wenn man als Maßstab die Zahl der überdachten Plätze ansetzt. Es sind in Adana 28.500, das ist zwar verglichen mit der Million, die für die Al-Haran-Moschee in Mekka angegeben wird, keine große Zahl. Aber in Mekka findet nur ein Bruchteil der Menschen einen Platz unter einem Dach, in Adana dagegen alle.


Das Internet führt außer den großen alten Wallfahrtsmoscheen in Mekka und Medina noch die Hassan-II-Moschee in Marokko (Casablanca) mit 100.000 Plätzen, sowie die Feisal-Moschee in Pakistan (Islamabad) mit 76.000 Plätzen und die Scheich-Zayed-Moschee in Abu Dhabi mit 41.000 Plätzen auf. Alle drei sind erst in den letzten Jahren entstanden. Von ihrer Größe her sind es offenbar allesamt Moscheen, bei denen die Plätze in den offenen Vorhöfen mitgezählt werden. Die Moschee in Adana dürfte also von ihrem überdachten Bauvolumen her wirklich zur Weltspitze gehören.
Moschee in der Nähe der Stadt Mut
Uns überrascht die Moschee in Adana auf den ersten Blick mit einem angenehm warmen Steinton (in meinem Foto oben nicht gut wiedergegeben), der die Größe des Gebäudes und der sechs Minarette ein wenig dämpft. Es fehlen dominante Bauteile aus Metall, auch das nimmt die Wirkung des Gebäudes zurück. Anders war es bei vielen der neuen Moscheen, die wir unterwegs sahen (im Foto rechts eine Moschee in der Provinz Mut). Sie hatten oft Edelstahlkuppeln, die das Sonnenlicht hart und gleißend reflektierten. Das erzeugte manchmal den Eindruck von farbig bemalten Dosen, die mit einem silbernen Metalldeckel verschlossen waren.
Die Moschee in Adana trägt den Namen Sabancı  (ssah – BANN – dsche), dieser Name war mir bekannt. Die Familie Sabancı gehört zu den reichsten Familien der Türkei. Ihr Reichtum wurde durch Hacı Ömer Sabancı (1906–1966) auf der Basis eines Baumwollhandels in Adana begründet. Mittlerweile gehört der dritten Generation der Sabancıs ein ganzes Konglomerat von Firmen. Es steht unter der Leitung einer Frau, Güler Sabancı, geboren 1955 (Foto aus dem Internet).


Güler Sabancı
Kann ein Gotteshaus den Namen einer bürgerlichen Familie tragen? Wir kennen Konzertsäle, die nach den Industriellen Carnegie oder Rockefeller benannt wurden, wir haben (bescheidenes Beispiel) bei uns ein Gerry-Weber-Stadion und ein Robert-Bosch-Krankenhaus,  aber wäre etwa eine Alfred-Krupp-Kirche denkbar? Einerseits: der Kaiser Wilhelm als Namensgeber geht (Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche in Berlin), aber ginge auch Ferdinand Porsche? Ich finde, es ist kaum denkbar.
Der Islam ist hier offenbar freier, einen Spender auch in den Namen eines Gotteshauses einzufügen. Die Sabancı-Holding hat laut Internet 50% der Kosten der Moschee getragen, der Rest kam aus Spenden des Volkes zusammen.
Die Architektur der Moschee hält sich laut Wikipedia an bewährte Vorbilder. Leider reichte unsere Zeit am Ende nicht, im Verkehrsstau auf der Brücke über den Ceyhan, neben der die Moschee steht, auszuharren, einen Parkplatz zu suchen und ins Innere zu gehen. Für den Innenraum soll die nach Ansicht von Experten schönste Moschee der Welt, die Selimiye-Moschee (erbaut 1575, in Edirne) des Meisterarchitekten Sinan, als Muster gedient haben.

Ich habe einige Sinan-Bauten besucht und über seine Kunst berichtet, die schweren Stützpfeiler leicht wirken zu lassen. Gerne hätte ich gesehen, ob Sinans moderner Nachfolger Necip Dinç, der die Adana-Moschee 1998 fertigstellen ließ, ähnliche Effekte erzielt hat.
Nun hat es der Stau verhindert – aber mir dadurch einen weiteren Grund geliefert, noch einmal in die Türkei zu fahren.

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