Sonntag, 12. September 2010

Macinaggio / Korsika




Ein kleiner Hafen, die gewundene Küstenstraße, an der entlang sich bunte Häuser reihen mit Restaurants und Läden im Erdgeschoß, ein grüner Streifen mittendrin mit einem Straßencafé, zwei Gläser mit Pastis*auf dem Tisch, ein milder Wind vom Meer – und die Augen eines hungrig auf sein Abendessen wartenden Reisen überziehen sich mit einem hauchdünnen milden Schleier, hinter dem alles Übel der Welt klein wird und die Lust zu leben sich erneuert.

Ach, Ihr frommen Christen, die ihr verächtlich auf diesen Schleier blickt, und ihr frommen Muslime, denen die Ausleger des Korans ihn gänzlich verboten haben: wißt ihr, was Euch entgeht?

An einer Stelle tritt die Häuserreihe etwas zurück und gibt zwei gestutzten Platanen mit mächtigen Stämmen Raum, in deren Schatten eine Gruppe von älteren Männern Boule spielt. Auch eine junge Frau gehört zu einer der beiden Dreiermannschaften, sie hat eine schöne männliche Art, die Kugeln am Ende einer Spielrunde zunächst mit einer achtlosen Geste mit ihren schlanken braunen Beinen wegzurollen, bevor sie sie mit einer schnellen Bewegung vom Boden aufnimmt.

Unser Hotel liegt in den Bergen oberhalb des Hafens und blickt auf die Buchten und Inseln herunter, ganz rechts kann man Elba sehen und in der Mitte die ebenfalls bewohnte italienische Insel Capraia, am Horizont flimmert die dünne blaue Linie des italienischen Festlandes.

Später dann leuchten über der stillen Nacht wunderbar die Sterne, am Morgen erscheinen im Südosten die Wintersternbilder Orion, Zwillinge und Siebengestirn, dann kräht ein einsamer Hahn, die Sonne geht auf und taucht alles in pures Gold.

*Anisschnaps, der beim Aufschütten mit Wasser und Eis eine gelb-milchige Farbe annimmt









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