Freitag, 24. September 2010

Calvi und die Calvinisten





Vermutlich hat es bei der Wahl des Ortes keine Rolle gespielt, daß vor etwa 20 Jahren dem freikirchlichen Missionswerk Neues Leben der Name Calvi gefallen hat. Man hat hier ein großes Urlaubszentrum gebaut. Es klingt ja in Calvi (rein zufällig und ohne Bezug zu Johannes Calvin) etwas von der calvinistischen Strenge an, die traditionell auch einen Teil der freikirchlichen Lebensführung ausmacht. Zu ihr hat Anton Schulte, der Gründer von Neues Leben, in seinen Botschaften immer wieder aufgerufen.

Aber Strenge zu vermitteln, kann kaum der Zweck der schön unter Pinien gelegenen Ferienanlage Les Résidences Pinéa sein, dafür erzählen hier Himmel, Sonne, Meer und Berge zu viel von der Güte Gottes, der den Menschen solche angenehmen Plätze einrichtet.

Allerdings gibt es den Wunsch vieler Christen, den Urlaub zu einer Rückbesinnung auf den Glauben zu nutzen, und diesem Wunsch kommen die Betreiber der Anlage seit der Gründung immer wieder mit frommen Angeboten entgegen, mit eigens dafür eingeladenen Referenten und einem ansprechenden Musikprogramm. Mein Remscheider Pastor und Freund Lothar Leese gehört seit längerem zum Kreise dieser Referenten, und er hat sich mit den Veranstaltern so arrangiert, daß er hier Urlaub macht, dabei aber für einen Teil seiner Logis und seiner Kost arbeitet.

Kann man im Urlaub Gott besser begegnen als im Alltag? Ich hoffe ja immer, mit meinem Blog weit in die Welt der Skeptiker, Agnostiker und Atheisten hinein Zuhörer und Gesprächspartner zu finden. An sie denke ich, wenn ich hier mein vorsichtiges Plädoyer für eine Gottessuche im Alltag und nicht im Urlaub vorbringe.

Der Urlaub verlangsamt selbst für Leute, die wie ich ständig herumlaufen, online sind und immerfort etwas schreiben wollen, das Leben so sehr, daß es schöner, angenehmer und müheloser erscheint, als es in Wirklichkeit ist. Der Gott, der uns in der Bibel begegnet, will aber ein Gott des Alltags sein, will die Wege begleiten, die wir der Not gehorchend gehen, nicht der Freiheit, will die Bedingungen des Menschseins mit uns teilen, und die sind nun einmal nicht auf Urlaub als default mode eingestellt.

Trotzdem wünsche ich Lother viel Erfolg in seinem Tun und hoffe, daß er die Arbeit noch lange fortsetzen kann. Christen sind gerade im Urlaub oft allein und ohne die gewohnten und sie aufbauenden Kontakte zu ihren Mitchristen. Dabei ist das Christentum von Anfang an eine Gemeinschaftsreligion gewesen, da ist es gut, auch in den Ferien Christen in der Nähe zu haben. Wenn man dann außerdem noch neue Exemplare von Gläubigen hier in Calvi findet – desto besser. Lothar kommt jedenfalls in dieser Beziehung oft gestärkt und ermutigt aus Calvi zurück.

Die Calvinisten sollen leben!



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