Samstag, 6. März 2010

Erste Eindrücke vom iPhone




Mein Interesse an einem iPhone ist in dem Moment über die reine Neugiersgrenze hinaus gewachsen, als ich erfuhr, daß die kleinen iPhone-Zusatzprogramme, Apps (Applikationen) genannt, mittlerweile weltweit über 3.000.000.000 mal downgeloaded wurden, drei Milliarden mal, und daß sich offenbar die Welt der Programmierer weitestgehend auf das Erstellen dieser Applikationen gestürzt hat. Sie werden auf dem iPhone als kleine Symbole angezeigt, es passen 20 auf eine Seite, die nächsten 20 laufen von rechts oder links ins Bild, wenn man mit dem Finger über den Bildschrim wischt.

Das iPhone gibt es seit dem 9.1.2007 im Handel, die Apps sind von 500 (Mitte 2008) über 15.000 (Januar 2009) auf mittlerweile über 150.000 angestiegen. In der Apple-Zentrale, in der diese Applikationen angeboten werden (Apple behält 30% der Gebühren ein), gehen täglich tausende neuer Apps ein, ein Ende dieses Ideen-Booms ist nicht abzusehen.

Viele Hersteller bieten teure Software preiswert oder sogar unentgeltlich an, wenn man sie für das iPhone haben will. So gibt es das weltweit führende Spracherkennungsprogramm Dragon in den USA derzeit als kostenloses App. In Deutschland muß man für die PC-Normalversion rund € 200,- zahlen (sie ist dieses Geld wert, wie ich bestätigen kann).

Nach etwa zwei Wochen Praxis mit meinem eigenen iPhone kann ich nun berichten: das Ding ist ein kleiner und schneller Computer, der sehen, hören und fühlen kann und dabei aus dem Himmel heraus auf seinen Besitzer acht hat und immer weiß, wo der gerade ist. Die Faszination dieses Gerätes ergibt sich aus der Kombination dieser vier Dinge. Ich sage einmal Beispiele.

Sehen: das Gerät erkennt beim Einkaufen anhand des Barcodes auf einem Artikel, um welche Ware es sich handelt, und ob es den Artikel vielleicht zwei Straßen weiter 20 Euro günstiger gibt.

Hören: ans Radio gehalten identifiziert das Gerät die gespielte Musik und bietet an, diese sogleich aus dem Internet auf das Gerät zu laden (es ist ja nebenbei auch ein MP3-Player).

Fühlen: ans Kopfende des Bettes gelegt registriert das Gerät die Schlafbewegungen des Besitzers und bemüht sich, nach deren Analyse den Besitzer in einer Phase zu wecken, in welcher er nicht besonders tief schläft.

Aus dem Himmel: über die von einem Navigationsgerät bekannten GPS-Satelliten führt einen das Gerät nicht nur als Autofahrer von Berlin nach München, sondern leitet einen auch als Fluggast durch den Frankfurter Flughafen, vom Flugsteig zur Gepäckausgabe und von dort zum Auto, dessen Position es sich vorher gemerkt hat.

Das alles wird mit einer raffinierten Technik auf einem 5,2 x 7,5 cm großen Bildschirm gezeigt, der vollständig über die Berührung mit den Fingern gesteuert wird. Auch die großen Zeitungen haben mittlerweile spezielle Apps für das iPhone hergestellt, mit denen man einen Artikel in eine einzige Spalte bringt und diese dann auf dem Bildschirm mit seinen quergestellten 7,5 cm bequem lesen kann. Mit den Fingern "schiebt" man den Text weiter, und wenn er zu klein oder zu groß ist, ändert man mit einer einfachen Spreizbewegung von Zeigefinger und Mittelfinger die Größe des Ausschnitts. Auch Bücher kann man so lesen und sich schnell ein eBook downloaden, wenn man kein Buch mit auf Reisen genommen hat. Vergessene Akten können vom Kollegen im Büro auf gleichem Weg nachgeschickt werden.

Auch schreiben kann man mit dem Gerät, die Tastatur, die als Bild auf dem Bildschirm erscheint, hat zwar nur etwa ein Drittel der Größe eines PC, ist aber deutlich größer als etwa auf einem Blackberry. Das iPhone spielt Musik ab, synchronsiert die Adressen, Termine und eMails, die man im Büro auf dem Outlook-Server hat, und kann vieles andere mehr (wie fotografieren - siehe mein Selbstportait).

Das Ganze ist dabei äußerlich wunderbar elegant gemacht und sehr ästhetisch. Viele Anwendungen wie etwa der kleine Timer, mit dem ich mittags meinem Sekretärinnen-Kurzschlaf steuere, sind optisch sehr ansprechend. Der Timer weckt mich außerdem mit einer Auswahl der schönsten Klingeltöne und Melodien.

Alle Programme - das ist anders als bei einem normalen PC - starten in einem Bruchteil von Sekunden, auch die Verbindung zum Internet wird blitzschnell hergestellt und das Gerät weiß dabei, ob es das Internet unterwegs über den Mobilfunk ansteuern soll oder stationär über ein W-LAN im Hotel oder zu Hause. Alle diesbezüglichen Kosten sind in der Monatsmiete von rund € 45,- enthalten.

Man sieht hier eine Welt wachsen, die den Computer jetzt in die Tasche gesteckt hat und ihn buchstäblich in alle Lebensvorgänge hinein hören und sehen und fühlen lassen will. Und von oben herab schauen die GPS-Satelliten wachsam zu und sagen jedem, wo sein Platz auf dieser Welt ist.

Ach ja, und telefonieren kann man mit dem Gerät natürlich auch. Aber das finde ich schon fast eher störend.









1 Kommentar:

Peter Oberschelp hat gesagt…

150.000 Apps, eine Zahl wie die der Sterne, deren Anblick am Himmelszelt uns mit Ehrfurcht erfüllt. Die stehen allerdings still da, blinken ein wenig und wollen sonst nichts von uns. Dafür sei ihnen Dank.