Mittwoch, 9. Januar 2008

Change


Gedanken am Morgen meines 59. Geburtstages.

Was in diesen Tagen die Welt bewegt, ist für viele Leute in dem Wort "Change" zusammengefaßt. In den USA, wo Hillary Clinton gerade gestern die zweite Runde der Vorwahlen gewonnen hat, streiten sich die Präsidentschaftskandidaten darum, wer am glaubwürdigsten den als notwendig empfundenen Wechsel verkörpert. Der schwarze Kandidat Barak Obama wird als einer angesehen, der das am besten von sich behaupten kann, aber auch die anderen tun alles, um sich als agents of change zu präsentieren.

Da will ich dann auch einmal einen Wechsel melden. Er wird aufgrund des schönen Geburtstagsgeschenkes, das Christiane mir heute morgen machte, notwendig. Ich bekam nämlich eine Wanduhr, siehe das untenstehende Foto. Sie soll die alte, nicht mehr reparable Uhr im Eßzimmer ersetzen, die Christiane mit in die Ehe gebracht hatte.

Die neue ist eine echte Uhr, also mechanisch, mit einem Pendel und einem recht schweren Gewicht an der Kette. Sie ist zierlicher als die alte Uhr und hat deshalb nicht deren Platz an der breiten Wand neben der Küche bekommen, sondern einen Platz gegenüber, an der Wand zum Eßzimmer.

Und nun also der Wechsel, ein großer Schritt für mich, ein kleiner für die Menschheit. Er besteht darin, daß ich, der die Uhr als alter Antreiber der Familie im Auge haben soll, nun so sitzen muß, daß ich die Uhr auch wirklich sehen kann. Also tausche ich meinen Platz mit Christiane und gebe nach fast dreißig Jahren den Blick in die Küche zu Gunsten des Blickes in den Garten auf, was nebenbei der schönere Blick ist. Von hier aus kann ich unseren kleinen Sprudelstein-Brunnen sehen, es ist idyllisch!

Erneut werde ich an das kleine Glück erinnert, das ein alter Römer* so definierte "Wenn du zu einer Bibliothek noch ein Gärtchen hast, fehlt nichts".



Dankbar erinnere ich mich auch an den Architekten unseres Anbaus, Herrn Axel Buchen, der uns die Fußbodenheizung empfahl und damit die Möglichkeit eröffnete, die Fenster ohne Brüstungen bis zum Boden zu führen. So haben wir den Garten ein wenig ins Haus hineinholen können.

Übrigens schlägt an der Uhr ein kleines silberhelles Glöckchen zu jeder vollen Stunden einmal kurz an. Das soll uns jetzt wohl daran erinnern, die Zeit besser zu nutzen.


Ein weiterer Wechsel droht zunächst nur, wäre aber schmerzlich: die große Kastanie vor dem Haus zeigt in den letzten Wochen starken Pilzbefall. Ich fürchte, daß es Zeichen für das nahe Ende dieses wunderbaren Schattenspenders ist. Er würde beim Umfallen im Sturm großen Schaden anrichten. Ich werde in diesen Tagen einen Baumspezialisten befragen, ob die Standsicherheit noch gegeben ist. Die Antwort wird vermutlich wenig erfreulich ausfallen.


* Cicero: „Si apud bibliothecam hortulum habes, nihil deerit.“

3 Kommentare:

Michael Runkel hat gesagt…

Lieber Christian,

Glückwünsche zu Deinem Geburtstag habe ich Dir ja schon übermittelt.

Dein Hinweis auf den Blog hat mich neugierig gemacht, mal reinzuschauen und zu lesen , was Dich bewegt.

Von der großen Weltbühne ins häusliche Idyll, man kann auch sagen: von der Unwirklichkeit der "Glotze" in die Wirklichkeit des Alltags.
Als ein Schreibender (nicht öffentlich) kann ich nachvollziehen, dass es Mühe und Muße bedarf, einer Wanduhr und der Aufgabe eines 30- jährigen Sitzplatzes eine Geschichte zu widmen.
Darüber freue ich mich.

Dein Vetter
Michael

Esther Runkel hat gesagt…

Lieber Onkel und Bruder,
wir gratulieren Dir zum Geburtstag und zum Geschenk mit folgendem schönen Lied: http://ingeb.org/Lieder/ichtrage.html

Viel Freude mit der neuen Uhr wünschen Deine Matti und Esther

carolin hat gesagt…

Oh nein, nicht die Kastanie!! Kindheitserinnerungen: Kastanienmännchen in der Nachbarschaft verkaufen, von der Garage ins Laub springen... Und nächstes Jahr ist womöglich die Kirsche dran? Wird Zeit, einen neuen Baum zu pflanzen! Deine Caro